Torsten Herbst

Bahnstrecke Dresden-Berlin wird frühestens 2020 schneller - fehlende digitale Zugsicherung führt zu unnötig langen Reisezeiten

Der noch nicht erfolgte Einbau des digitalen Zugleit- und Sicherungssystem ETCS („European Train Control System“) auf der bis 2017 weitgehend modernisierten Bahnstrecke zwischen Dresden und Berlin führt dazu, dass Züge auf der Strecke derzeit noch immer langsamer fahren als baulich möglich. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag hervor. Dazu erklärt der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete und Obmann im Verkehrsausschuss, Torsten Herbst:

„Es ist sehr enttäuschend, dass Züge auf den modernisierten Abschnitten der Bahnstrecke von Dresden nach Berlin bis mindestens 2020 nicht mit der vorgesehenen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h fahren können. Durch den völlig verspäteten Einbau der ETCS-Technik bleibt die maximale Geschwindigkeit auf 160 km/h beschränkt - längere Reisezeiten sind die Folge. Ursprünglich war geplant worden, dass die Strecke sofort nach der Modernisierung mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h befahren werden kann. Ohnehin besteht der Eindruck, dass die Deutsche Bahn die Strecke Berlin - Dresden in höchstem Maße stiefmütterlich behandelt. Ein wenig attraktiver Zwei-Stunden-Takt, völlig veraltete und oft verdreckte IC-Züge der Deutschen Bahn sowie nicht barrierefreie Eurocity-Züge aus Osteuropa passen nicht mehr in eine Zeit, wo die Bahn deutlich mehr Fahrgäste befördern möchte.

Es ist auch insgesamt ein Trauerspiel, dass die Digitalisierung der Schiene in Deutschland nur im Schneckentempo vorankommt. Bis auf die Hochgeschwindigkeits-Vorzeigestrecke Berlin-München fällt unser Land im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn deutlich zurück. Die Bundesregierung und die Deutsche Bahn sind jetzt beim Bundeshaushalt 2019 gefordert, die Digitalisierung auf der Schiene schneller voranzutreiben und entsprechende Finanzmittel bereitzustellen.“

 

Hintergrund:

Das digitale  Zugleit- und Sicherungssystem ETCS (European Train Control System) sorgt für eine Kapazitätserhöhung auf der Schiene um bis zu 20 Prozent - ohne dass ein einziger Kilometer Schiene gebaut werden muss. Zudem werden konventionelle Stellwerke und Signaleinrichtungen eingespart, was die Wartungskosten verringert. Deutschland hat sich verpflichtet, mindestens alle Routen der transeuropäischen Netze (TEN-Korridore) mit ETCS auszustatten. Stand Ende des vergangenen Jahres waren jedoch nur rund 250 Kilometer des deutschen Netzes mit ETCS ausgerüstet – bei einer Gesamtlänge des Schienennetzes von über 33.000 Kilometer.